Dollart
Der Dollart - eine geheimnisvolle Bucht . . .

Der heutige Dollart ist eine etwa 90 km² große Bucht im Mündungsästuar der Ems südlich von Emden.

Die Bucht ist das Ergebnis von Meereseinbrüchen im späten Mittelalter, die die ursprüngliche Moorlandschaft weitgehend abgeräumt hatten und besteht aus 1160 Hektar Salzwiesen und 7000 Hektar Wattengebiet, die bei Ebbe trocken fällt. Der Rest, fast 2.000 Hektar, besteht aus Prielen und Fahrrinnen, die bei Ebbe  praktisch nie trockenfallen.

Im Dollart wird das Nordseewasser mit dem Süßwasser der Zuflüsse Ems und Westerwoldsche Aa durchmischt und zu einem Brackwassergebiet  mit unterschiedlichem Salzgehalt.

Der Dollart vom Süden gesehen

Dkvtig,Emden Dollard Winschoten (1),CC BY-SA 4.0

Karte des Rheiderlands um 1277 mit den an den Dollart verlorenen Ortschaften (nach Ubbo Emmius).

Karte des Rheiderlands mit dem Dollart um 1600 (nach Ubbo Emmius).

Die größte Ausdehnung des Dollarts im 16. Jahrhundert und die Landrückgewinnung durch Einpolderungen bis heute.

Onno Gabriel,Dollart-Geschichte,CC BY 3.0

Den zeitgenössischen Berichten zufolge gab es bis 1362 gab es keinen Dollart. Damals war das Gebiet ein wohlhabendes, landwirtschaftlich genutztes Gebiet mit 30 bis 35 Dörfern. Bei der Marcellusflut im Jahr 1362 wurden große Teile des Landes weggeschwemmt. Im Laufe der nächsten 150 Jahre entsteht der Dollart und in den nächsten 300 Jahren wird das verlorene Land zurückgewonnen.

Zur Entstehung der ersten Dollarteinbrüche gibt es unterschiedliche mehrere Überlieferungen.

Ubbo Emmius (* 5. Dezember 1547 in Greetsiel; † 9. Dezember 1625 in Groningen), ein bekannter Historiker, vertrat die Auffassung, dass der erste Teil des Dollart bereits im Jahr 1277 entstanden sei. Diese Theorie findet in mythischer Form als Prophezeiung ihren Niederschlag, wird jedoch durch zeitgenössische Quellen nicht bestätigt.

Auch die Theorie, dass der die Entstehung des Dollart im Jahr 1362 während der Zweiten Marcellusflut begann ist, wird nicht als gesichert angesehen.

Laut einer Überlieferung, über die der ostfriesische Chronist Eggerik Beninga (* 1490 in Grimersum; † 19. Oktober 1562 ebenda) berichtet, wurden die wichtigsten Siele erst 1413 während einer Fehde zwischen den Landbesitzern zerstört. Fünf Jahre später soll das Wasser erstmals das spätere Dorf Blijham erreicht haben. Das heute niederländische Blijham wurde um das Jahr 1000 n. Chr. auf einem hufeisenförmigen Sandhügelder südöstlich der Stadt Winschoten, an der Straße zwischen den Städten Groningen und Münster errichtet. Damals reichte das Wasser des Dollart bis zur Siedlung.

Bis 1509 waren jedenfalls insgesamt weite Teile dieses Gebiets noch weitgehend vom Meer unberührt, als in diesem Jahr die Zweite Cosmas- und Damianflut und dann 1511 die Antoniflut weit ins Landesinnere vordrangen.

Auf dem im Mittelalter dicht besiedelten Gebiet der heutigen Wasserfläche des Dollarts fielen  mindestens 20 Kirchspiele und 10 bis 15 weitere Dörfer sowie drei Klöster den Fluten zum Opfer. Ein Dutzend Dorfkirchen wurden ein- oder sogar zweimal umgesiedelt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entstehung des Dollart das Ergebnis einer Kombination von natürlichen Ereignissen (wie Sturmfluten) und menschlichen Aktivitäten (wie der Zerstörung von Sielen) war, die über mehrere Jahrhunderte hinweg nicht nur zu erheblichen Veränderungen in der Landschaft, sondern auch der Infrastruktur, der Entwicklung und damit der Lebensumstände der Bevölkerung führten.

Die heutige Samtgemeinde Dollart verdankt ihre Entstehung dem Zuwachs neuer Gebiete aus dem Deichvorland durch Landgewinnungsmaßnahmen und Deichbau.

Die Landgewinnung am Dollart ist ein Prozess, der über Jahrhunderte hinweg stattgefunden hat. Nach der größten Ausdehnung des Dollarts in den Jahren 1509/1511 begann man um 1600 mit der Rückgewinnung der verlorenen Landflächen und dem dem Deichbau:

- 1605 wurde das Bunder Neuland eingedeicht.

- 1707 wurde Bunderhammrich eingedeicht.

- 1752 wurde der Landschaftspolder eingedeicht.

- 1773 bis 1794 wurde der Heinitzpolder eingedeicht.

- 1874 bis 1877 wurde der Kanalpolder eingedeicht².

Impressionen in Emden-Borssum am Dollart