Weihnachtsflut 1717 2023

Samstag, 21. Oktober 2023

Eröffnung der Ausstellung "Weihnachtsflut 1717".

Zahlreiche Gäste waren der Einladung zur Eröffnung der Ausstellung zu der verheerenden Sturmflut von Weihnachten 1717 gefolgt. Neben den Vertretern der Visquarder Vereine konnte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Visquard, Hans Schulz, im Gewand eines Deichrichters aus dem 19. Jahrhundert die Krummhörner Bürgermeisterin Hilke Looden, den Präsidenten der Ostfriesischen Landschaft Rico Mecklenburg, den Oberdeichrichter Gerd-Udo Heikens und den MdL Mattias Arends begrüßen. Die Letztgenannten hoben übereinstimmend die Dringlichkeit der Erhaltung der Deiche hervor.

eine der schwersten Sturmfluten der Geschichte in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1717 brachten Tod und Verwüstung über die Küstenbewohner der Nieder-lande, Norddeutschland und Skandinaviens. Mehr als 11.000 Menschen sowie 100.000 Pferde, Schafe und Rinder ertranken, 8.000 Gebäude wurden zerstört.

Zahreiche Gäste lauschen den Worten von H. Schulz und R. Mecklenburg

Allein in Ostfriesland verendeten 2300 Pferde, 9500 Rinder, 2800 Schafe und 1800 Schweine. 900 Häuser würden weggespült und 1800 beschädigt. Die Schäden an den Deichen und waren sehr schwer. Hinterbliebene bekamen in dieser Zeit meistens keine Nachricht über den Verbleib ihrer weggetriebenen Familienangehörigen. Von den 284 ertrunkenen Personen aus Werdum Ostfriesland wurden zum Beispiel bis zum 5.Februar 1718 nur 32 aufgefunden, Begräbnisse waren meistens nicht möglich. Anhand ergreifender Zeitzeugenberichte schilderte Landschschftspräsident Rico Mecklenburg einzelne Schicksale.

Oberdeichrichter Heikens

Hans Schulz, Rico Mecklenburg und Hilke Looden

Die Weihnachtsflut von 1717 wirkte sich vor allem deshalb so verheerend aus, weil die teilweise maroden Deiche den Wassermassen nicht standhalten konnten. Kriege und Viehkrankheiten wie die Rinderpest hatten die Küstenregion Anfang des 18. Jahrhunderts wirtschaftlich so geschwächt, das für Pflege und Erhalt der Deiche und Entwässerungsanlagen das Geld fehlte. Oberdeichrichter Heikens wies darauf hin, daß der Bau, Pflege und Anpassung der Deiche an den steigenden Meeresspiegel auch heute genau so wichtig ist wie in frühreren Zeiten, Deswegen sei die Schäfung des Bewußtseins sowohl der Bevölkerung als auch der Politiker eine immerwährende Aufgabe. Neben zahlreichen Toten würde eine derartige Sturmfut heutzutage Mlliardenschäden verursachen.

Öffnungszeiten:

Die Wanderausstellung mit 26 großformatigen Infor-mationstafeln und weiteren Exponaten ist für die Öffentlichkeit vom  21. - 31.10. 2023 geöffnet. Die genauen Zeiten können unter Veranstaltungen oder auf dem Programm auf der ersten Homepageseite entnommen werden.

                             Der Eintritt ist kostenlos!

21. - 31. Oktober 2023

Die Ausstellung "Weihnachtsflut 1717" - eine Bilanz.

Hinweis:

Die Ausstellung wird nochmals vom 01.01.-08.02.2024 bei der Ostfriesischen Landschaft im Lesesaal der Landschafts-bibliothek zu sehen sein.

Als vollen Erfolg in jeglicher Hinsicht kann die Interessengemeinschaft die Ausstellung über die Weihnachtsflut 1717 verbuchen. Insgesamt 329 interssierte Besucher konnte die Interessengemeinschaft zu der umfangreichen Wander-ausstellung der Ostfriesischen Landschaft im Jugend- und Kulturhaus Visquard begrüßen.

Reges Interesse . . .

. . . an den informativen Schautafeln

Beeindruckende Geschichten von Überlebenden . . .

Die Besucher, nicht nur aus ganz Ostfriesland, sondern weit darüber hinaus und aus den Niederlanden zeigten sich beeindruckt und teilweise ergriffen, insbesondere von den Augenzeugenberichten in Briefen von der Not und dem Leid der Bevölkerung, die auf einer der etwa 20 Schautafeln  beschrieben waren. Auch der zeitliche Ablauf dieser schwersten Sturmflut der Neuzeit an der Nordseeküste, die Zahl der Opfer und der Umfang der Schäden in den Orten entlang der Küste waren in eindrucksvoller Weise dokumentiert und dargestellt. Wo gewünscht, wurde die Ausstellung fachlich von Hans Schulz begleitet und und ausführlich erläutert. Das Fazit der Besucher war durchweg positiv - einige haben den Organisatoren zu der gelungen Ausstellung beglückwünscht. Die ausgelegte Broschüre zur Weihnachtsflut war schnell vergriffen und ist im Verkauf nicht mehr erhältlich kann aber          als Pdf-Datei herun-tergeladen oder im Folgenden in Kurzform gelesen werden.

Am Heiligabend 1717 herrschte bis mittags zwar ein starker Südwestwind, aber da dieser am Abend nachließ und das Abendhochwasser nur ein wenig erhöht war, standen alle Anzeichen auf Entwarnung. Man feierte gemeinsam Heiligabend und ging dann, keine Gefahr ahnend, am Abend zu Bett. In der Nacht drehte aber der Wind und ein Orkan drückte die Wellen mit tosender Gewalt gegen die Deiche.

Überall umfassende Informationen . . .

Die Broschüren zur Katastrophe waren schnell vergriffen 

Für die Menschen hinter den Deichen gab es kaum Rettung. Sie wurden im Schlaf überrascht und vor allem hilflose alte Leute und Kinder konnten sich nicht mehr retten. Den übrigen Menschen blieb nur wenig Zeit, sich auf die Dächer zu retten, bevor ihre Häuser unter dem Druck des hereinströmendes Wassers zusammenbrachen. Auf ihren Dächern auf Rettungsinseln aus Heuhaufen trieben sie dahin oder hielten sich krampfhaft an Baumstämmen und Brettern über Wasser. Neben eisigen Temperaturen, dem wütenden Orkan und den tosenden Wellen kamen noch Starkegen, Hagel, und schwere Gewitter. Erst zum 28.12.1717 schwächte der Sturm langsam ab.

Allein in Ostfriesland gab es mehr als 2.700 Tote, an der gesamten Nordseeküste verloren mehr als 10.000 Menschen in den eisigen Wassermassen ihr Leben. Geschätzt 9.700 Pferde, 44.000 Rinder, 36.400 Schafe und 9.800 Schweine gingen in den Fluten unter - alles elementare "Nahrungslieferanten" und "Arbeitsmittel" für die Feldbestellung.

Die Folgen der Weihnachtsflut waren für das Land und die Bevölkerung verheerend. Das Land wurde für viele Jahre unfruchtbar und Ernteausfälle folgten. Wegen der über mehrere Jahre währenden Hungesnot verließen viele Menschen trotz Auswanderungsverbot die Marschgebiete.

Und so markierte diese verheerendste Sturmflut der Neuzeit den Wendepunkt im Deichbau. Mit ihr begann der moderne und organisierte Küstenschutz an der Nordsee - und der hat bis heute nicht nachgelassen und wird ständig optimiert.

Joh. Bapt. Homann - Geographische Vorstellung der jämerlichen Wasser-Flutt in Nieder-Teutschland von 1718 (Ausschnitt)