Bucht von Sielmönken
Die Bucht von Sielmönken - prägend für die Krummhörn . . .

Die Krummhörn mit der alten Küstenlinie

um 800 n. Chr.

Onno,KarteKrummhoern800nChr, Standorthinweis eingefügt. von Klaas Jürrens,CC BY-SA 3.0

Die Bucht von Sielmönken, auch als Sielmönker Bucht bekannt, ist eine ehemalige Meeresbucht auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Krummhörn. Sie erreichte ihre größte Ausdehnung während der sogenannten karolingischen Transgression von 800 bis 950 n. Chr. Die karolingische Transgression bezieht sich auf eine Periode erhöhter Meeresspiegel und Küstenveränderungen, die während des karolingischen Zeitalters stattfanden. 

Die Menschen, die in der Nähe der Bucht von Sielmönken lebten, mussten lernen, mit den Gezeiten zu leben, ihre Häuser und Dörfer entsprechend zu bauen und ihre Landwirtschaft und ihren Handel an die Bedingungen anzupassen. Die Besiedlung an der Bucht von Sielmönken begann ca, 300 vor Chr. zunächst auf erhöhten Flächen um die Bucht herum. So hatten sie über die Bucht und ihre weit ins Landesinnere reichenden Priele Zugang zum Meer. Dies war wichtig für den Handel und die Fischerei. Da im Laufe der Zeit auch die erhöhten Flächen immer öfter und höher überflutet wurde, bauten sie Warften, das sind künstlich aufgeschüttete Hügel, in der noch nicht eingedeichten Marsch. Die Aufschüttung erfolgte meist über mehrere Meter, einige Warften sind bis zu sechs Meter hoch.

Vor dem Deichbau waren sie die einzige Form des Hochwasserschutzes. Diese Warften boten Schutz vor den steigenden Hochwasserpegeln und ermöglichten es den Menschen, die fruchtbaren Marschböden zu nutzen. Nach der karolingischen Transgression verlandete die Bucht stark und wurde ab dem Jahr 1000 n. Chr. bis zum 13. Jahrhundert durch eine Verindung der Warften mittels Deichen vollständig eingedeicht. Diese Veränderungen hatten erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Besiedlung und Landnutzung in dieser Küstenregion.

Durch den Deichbau wurde eine Besiedelung außerhalb der Warften möglich und der Boden fruchtbarer, da weniger Salz aus den Überschwemmungen eingetragen wurde. Andererseits wurden Orte, wie z.B. Appingen, von der Nordsee abgeschnitten und verarmten vollkommen.

Nach der Schneeschmele im Februar 1979: Blick von Visquard über die ehemalige Siemönker Bucht in Richtung Groothusen.

Die Siele spielten und spielen immer noch eine wichtige Rolle im Leben der Menschen in dieser Region. Siele sind Wasserbauwerke, die eine Doppelfunktion haben: Sie ermöglichen die Entwässerung des Landes bei Ebbe und schützen es vor Fluten bei Flut. Der älteste schriftliche Hinweis auf ein Siel datiert auf das Jahr 970 n. Chr.

Heute zeichnen Ortschaften der Krummhörn wie Manslagt, Visquard, Jennelt, Uttum, Cirkwehrum, Freepsum, Canum, Pewsum, Woquard und Groothusen den Verlauf der historischen Bucht nach. Aber auch bei seltenen Naturereignissen kann man die Bucht von Sielmönken noch erahnen, wie neben- und untenstehende Fotos zeigen. Sie wurden nach der Schneeschmelze im Februar 1979 aufgenommen.

Die Entwicklung der ostfriesischen Küstenregion unter geologischen Gesichtspunkten zeigt einen mehrfachen Wechsel von Transgressionen und Regressionen – Vorstoß- und Rückzugsphasen der Nordsee. Heute sinkt die Region um Ostfriesland jährlich um einen Millimeter pro Jahr.

Nach der Schneeschmele im Februar 1979: Blick von Visquard (Mesters Fiev) über die ehemalige Siemönker Bucht in Richtung Groothusen.