Visquarder Klöster
Visquarder Klöster

Im Mittelalter gab es in Ostfriesland etwa 28 Klöster, eine sehr hohe Anzahl bezogen auf die Fläche. Angeblich soll es beinahe nirgendwo im mittelalterlichen Deutschen Reich eine solche Konzentration von Klöstern gegeben haben. Die ungewöhnlich hohe Zahl an Klöstern in Ostfriesland wird unter anderem damit erklärt, dass sich keine Landesherrschaft herausbildete (Freie Friesen) und es somit nur eine schwache Kontrolle der kirchlichen Obrigkeit in der Region gab.

Als Enno II. an Pfingsten 1529 Kirchen und Klöster plündern ließ, wurden anschließend beinahe alle Klöster zerstört, so dass es heute weder Gebäude noch Schriftquellen mehr gibt. Die letzte noch stehende Klosterkirche war 1938 in Emden-Faldern nach einem Blitzeinschlag abgebrannt.

Kloster Dykhusen

Nicht weit vom Ortseingang zu Visquard befindet sich das Kloster Dykhusen. Es ist ein ehemaliges Kloster des Augustinerordens in Ostfriesland, das um 1451 von den Dominikanern übernommen wurde. Das Kloster wurde 1376 von den Häuptlingen Ocko I. tom Brook, Folkmar Allena zu Osterhusen sowie Haro Ailts zu Großfaldern (Emden) gestiftet und von Dodo, Pfarrer in Norden und bremischer Offizial in Ostfriesland, gegründet. Das dafür erforderliche Land kauften die Häuptlinge dem Kaplan Lüppoldus von Dykhusen ab, den sie mit lebenslang zugesicherten Einkünften abfanden. Der Kaplan überließ dem Orden zudem die Kapelle des Ortes, die Ausgangspunkt des Klosters wurde. Dieses stellten die Häuptlinge Ocko I. tom Brok und Folkmar Allena unmttelbar nach Gründung unter ihren Schutz. Zwei Jahre später zogen Nonnen aus Ostereide, einem im Dollart bei den Sturmfluten Anfang des 16. Jahrhunderts versunkenen Klosterort, in das neue Kloster.

1531 wurde das Kloster von Truppen des Häuptlings Balthasar von Esens angezündet und zerstört. 

Kloster Dykhusen - Höfe auf dem Gelände des Klosters

Ein Gedenkstein erinnert heute an das 1531 niedergebrannte Kloster 

Graf Enno II. verbot den Wiederaufbau von Dykhusen und brachte die Nonnen anschließend im Karmeliterkloster Appingen, auf helbem Weg zwischen Visquard und Greetsiel unter. Die Ländereien verwaltete fortan ein gräflicher Bediensteter, die Erbpacht verblieb jedoch bei den Nonnen. Nach ihrem Tod übernahm Appingen die Rechte an dem Kloster Dykhusen, das es 1541 auf Abbruch verkaufte. Ab 1545 verpachtete die gräfliche Verwaltung das Klosterland als Domäne Auf dem augegebenen Klostergrundstück entstanden später mehrere Bauernhöfe in deren Fundamenten heute die Reste der Klosterkirche vermutet werden. In einem Haus gibt es zudem einen Gewölbekeller mit Steinen, des 12. Jahrhundert von Mönchen entwickelten Klosterformat.

Kloster Appingen

Nördlich von Visquard, auf halbem Weg nach Greetsiel, befindet sich das Kloster Appingen.

Das alte Dorf Appingen, benannt nach der Familie Appinga, war Ursprungsort und Ausgangspunkt des späteren Grafengeschlechts Cirksena, die dort über umfangreichen Landbesitz verfügten. Eine erste Kirche, der Jungfrau Maria geweiht, soll bereits um 1200 errichtet worden sein.

Nachdem Appingen nach Verlandung der Sielmönker Bucht und durch Eindeichungen vom Meer abgeschnitten war und damit allmählich an Bedeutung verlor, verlegten die Cirksena ihren Sitz zwischen 1362 und 1388 auf die Burg Greetsiel. Im Jahre 1433 stiftete Enno Cirksena, Vater des ersten Reichsgrafen von Ostfriesland, Ultich I., die inzwischen verlassene Pfarrkirche den Karmeliten und bat diese, dort einen Koster zu errichten. Nach der Zustimmung Papst Eugen IV..am 10. Dezember 1433 wurde die Gründung des Klosters im Jahre 1435 auf dem Konzil von Basel endgültig beschlossen. Neben der bestehenden Kirche ließ die Stifterfamilie ein steinernes Haus für die Ordensbrüder sowie eine Mühle errichten. 

Kloster Appingen - auch hier nur noch ein Bauernhof

Der Bauernhof auf der alten Warf 

Für diese Mühle besaßen  auch die Cirksenas Nutzungsrechte. Zunächst nur für drei bis vier Priester angelegt, wurde wurde das Kloster in späteren Zeiten erheblich erweitert. Zu seiner Blütezeit lebten in dem Kloster mindestens 20 Brüder.

1530 brandschatzte Balthasar von Esens das Kloster bei einer seiner zahlreichen Auseinandersetzungen mit dem Grafen von Ostfriesland. Balthasar, zerstörte es aber nicht völlig, wie etwa ein Jahr später das nahegelegene Dominikaner-Kloster Dykhusen. Das Kloster Appingen wieder instandgesetzt und nahm 1531 auch die im gleichen Jahr obdachlos gewordenen Nonnen von Dykhusen auf.

In der Zeit danach wurde das Kloster säkularisiert und ab 1545 von den Grafen von Ostfriesland verpachtet. Mehrere Versuche der Karmeliten, das Kloster wieder zurückzugewinnen, schlugen fehl und die Gebäude wurden abgetragen. In Appingen gibt es heute keine Mauerreste mehr und auch alle Aufzeichnungen gingen im Zuge der Auflösung verloren. So ist werder die genaue Lage noch die Ausdehnung der vormaligen Bauten bekannt. Heute ist auf der Warf vom Dorf Appingen und dem Kloster nur ein Hof geblieben, der zu zu Visquard gehört.